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Buch Berlin 2019

Tag 1 - Anreise

Nachdem die Anreise im letzten Jahr so chaotisch verlaufen war, hatte ich mir fest vorgenommen, es dieses Mal besser zu machen. Vor allem wollte ich nicht wieder in den verkehrten Zug einsteigen (wobei - eigentlich war es der richtige ICE - er fuhr nur in die verkehrte Richtung ...).

Natürlich lief trotzdem nicht alles glatt.

Es begann damit, dass ich etwa eine Woche vor Abreise eine Mail mit Verspätungsalarm der Bahn erhielt. Nur führte der Link nicht zu meiner Zugverbindung, sondern zur allgemeinen Suchfunktion. Misstrauisch stellte ich Nachforschungen an, kontaktierte sogar zähneknirschend die kostenpflichtige Hotline, um dann zu erfahren, dass es meine Verbindung nicht mehr gab. Immerhin konnte ich meinen Sitzplatz kostenlos umbuchen. So weit, so gut. Am Tag der Abreise stellte ich dann fest, dass die Eincheckzeit des Hotels eigentlich nur bis 18 Uhr ging. Somit konnte ich froh sein, den früheren Zug eingeplant zu haben, musste aber trotzdem mit flauem Gefühl bei meiner gebuchten Unterkunft anrufen und beichten, dass ich frühstens 21:20 Uhr am Bahnhof ankommen würde. Der ausländisch klingende Kerl am Telefon schien nicht sonderlich erfreut. Okay, kann ich verstehen, da ich ihn vor vollendete Tatsachen gestellt hatte. Fürs Umbuchen war es zu spät.

Leider kam ich später als geplant weg von zu Hause, hatte auf dem Weg zum Bahnhof lauter rote Ampeln und dann noch einen riesigen Laster vor mir, der erst nicht um die Kurve passte und deshalb für wertvolle Minuten die Kreuzung blockierte. Ich erreichte den Dauerparkplatz erst kurz vor knapp. Beinah hätte ich in meiner Panik den Koffer im Auto gelassen! Dann der nächste Horror, wenige Minuten vor Zugabfahrt. Keine Ahnung, wie viel Zeit mir noch blieb, da ich keine hatte, auf die Uhr zu sehen. Recht nah vor mir erblickte ich den Bahnhof, aber keine Unterführung dorthin! Entsetzt erfuhr ich, dass der Weg ganz außen um den Block führte, raste Hals über Kopf mit sämtlichem Gepäck los, stürmte den Bordstein entlang bis zum Gebäude, suchte auf der Anzeige das Gleis ...

Ich erreichte es um 17:12 Uhr, doch der Zug, der dort exakt um diese Zeit abfahren sollte, war nicht da. Ratlos blickte ich auf die Anzeige, die auf einer Laufzeile ‚Fahrplanänderungen wegen Bauarbeiten‘ verkündete.

Neue Recherche, lange Wartezeit im Reisezentrum, das durch ein Trio blockiert wurde (es stand mindestens 45 Minuten dort, um Tickets zu buchen). Bei der Fahrplanauskunft erfuhr ich, dass mein gebuchter Zug um 18:11 gehen sollte. Als ich verkündete, den Sitzplatz storniert zu haben, schlug der Beamte sich an den Kopf. Da ich ohnehin kein zweites Mal umsonst Änderungen machen konnte, beschloss ich, es darauf ankommen zu lassen. Tatsächlich kam diese Bahn pünktlich wie die Eisenbahn (gggg*) und mein ursprünglich gebuchter Platz war frei. Der daneben auch. Lediglich mit dem Hotel bekam ich noch mal Spaß, da ich ja nun wieder anrufen und kleinlaut verkünden musste, dass meine Ankunft sich noch mal um eine Stunde nach hinten verschob ... Der gute Mann wurde nun leicht ruppig, weil er mich gar nicht ausreden ließ und meinte, er würde nicht bis Mitternacht dort sitzen.

Mit einem ziemlich schlechten Gewissen verbrachte ich die vier Stunden bis zur Ankunft in Berlin größtenteils schreibend, stürzte direkt aus dem Zug, wild entschlossen, mich total zu beeilen. Leider sollte ich das Etablissement bar bezahlen und brauchte noch entsprechendes Kleingeld. Zudem fand ich den Ausgang nicht. Wer schon mal am Berliner Hbf rumgelaufen ist, weiß, dass es mehrere Ebenen gibt und jede Durchquerung einer Weltreise gleicht. Bis ich auf die Idee kam, es eine Ebene höher zu versuchen, war schon eine Viertelstunde verstrichen. Also joggte ich mit Rucksack und Koffer bewaffnet los, vertraute auf Google Maps und schoss durch die dunklen Straßen der Großstadt. Kurz vor 23:00 Uhr erreichte ich endlich das Hotel Garni Aaberna. Eine kleine, einfache Unterkunft mit Altbau-Charme, Zimmer mit Gemeinschaftsbad auf dem Flur, kein Frühstück, aber ruhig gelegen und sehr nah an der Messe. Der Typ ließ mich am Leben, schien sogar ein wenig Humor zu entwickeln und erklärte mir noch das System mit den drei verschiedenen Schlüsseln für die verschiedenen Türen, bevor er sich verabschiedete. Uff, geschafft! 😅

Tag 2 - Messebeginn am Samstag

Verglichen mit dem spektakulären Auftakt verlief dieser Tag geradezu beunruhigend unaufgeregt. Nach einem Frühsport-Ründchen an der Spree machte ich mich guten Mutes und - mal wieder - reichlich spät auf den kurzen Weg zum Hotel Moab, das mir vom letzten Jahr noch wohlbekannt war. Gemeinsam mit meinen beiden Kolleginnen von den Phantastik-Autorinnen stürzte ich mich gleich darauf in raffitückische Aufbauarbeiten, wobei wir erst kistenweise Deko herbeischleppten, die unsere Designexpertin Sheila anschließend kunstvoll auf den terrassenartig arrangierten, mit farblich abgestimmten Decken verhüllten Tapeziertischen drapierte. Bücher waren beinah überflüssig. Dabei mussten wir ganze 46 Titel unterbringen, was uns mit etwas Geschick und viel Einfallsreichtum souverän gelang. Nur für Stühle oder uns selbst blieb kein Platz mehr. Aber wer wollte schon den ganzen Tag sitzen? Punkt 10:00 Uhr vollendeten wir unser Kunstwerk und erwarteten den Besucheransturm. Irgendwie schien dieser in der größeren zweiten Halle festzuhängen, denn bei uns trauten sich nur vereinzelte Lesergrüppchen an den Stand. Vielleicht waren sie von all dem Prunk, der Bücherfülle dazwischen und den Lichterketten eingeschüchtert? Oder ich hatte doch nicht die richtige Sorte Kekse dabei? Immerhin trafen wir ziemlich am Anfang die liebe @Sarah Trimagie, die sich sofort auf die Printausgabe meines neuen Romans ‚Andersträumer‘ stürzte. Bis zum frühen Nachmittag herrschte gemäßigtes Kommen und Gehen, ich traf viele bekannte Gesichter und freute mich, in nächster Umgebung @Anja Berger, @Jeanette Lagalle, @Sontje Beermann, @Katharina Gerlach und noch viele weitere vernetzte AutorInnen vorzufinden. Bei Anja sah ich so bald wie möglich mit meiner Weihnachtskeksdose bewaffnet vorbei, da wir zuvor bei einem virtuellen Facebook-Duell eine analoge Keks-Challenge vereinbart hatten. Ich gewann völlig kampflos, da die gegnerischen Kekse daheimgeblieben waren. Dafür gab´s dann Schoki als Siegerprämie.

Nachdem der Besucherstrom bereits am frühen Nachmittag so ziemlich zum Erliegen kam, gab es um kurz nach 16 Uhr noch ein Highlight: Treffen mit @Christine Weber und Smaragd. Ich bekam die geniale Printausgabe des Magicus geschenkt und Christine holte sich anschließend meine beiden Kinderbücher ab, die sie ihrer Klasse schenken wollte. Da wusste ich es noch nicht, aber mein Hoffen und Daumendrücken für die Autorin von ‚Der fünfte Magier‘ zeigte später Wirkung - sie gewann den ‚Deutschen Phantastik-Autoren-Preis‘ für ihr Debüt!

Leider konnte ich mich nicht teilen und es live miterleben, da ich mich mit @Diana Zilinski @Chrissi Cromp sowie einigen weiteren Bloggern und Autoren zum Essen verabredet hatte. Auch das war toll. Nette Gespräche, gutes Essen und ein schöner Tagesabschluss.

Ich fand sogar anschließend mein Hotel wieder und gelangte dank des eigenen Schlüssels problemlos hinein.

Tag 3 - Sonntag

Am Sonntag hatte ich die erste Stunde ‚standfrei‘, konnte also eigentlich ausschlafen. Blöd, wenn man in fremder Umgebung dann doch nicht so gut durchschlafen kann, obwohl es sogar ziemlich leise war. Nach einer recht entspannten Laufrunde verließ ich das noble Gasthaus, samt Gepäck, da ich eh auschecken musste und suchte mir eine nette Bäckerei zum Frühstücken. Im ‚Birkenwunder‘, keine 100 Meter vom Messehotel entfernt, fand sich ein Sammelsurium eher uriger als gemütlicher Sitzgelegenheiten, es gab leckere Baguettes und Kakao. Was wollte frau mehr? Um 10 Uhr hielt sich der Andrang sehr in Grenzen, wir hofften auf Besserung. Meine beiden Kolleginnen Anja Buchmann und Sheila Reynolds hielten wie geplant die Stellung am Stand. Ich erkundete also erst mal die größere Halle 2, die ich gestern zugunsten von Halle 1 noch weitgehend ignoriert hatte, machte mich auf die Suche nach weiteren bekannten Autoren und Autorinnen. So fand ich neben vielen interessanten Ständen von Verlagen und Selfpublishern @Salvatore Treccarichi, die ‚Soulsisters‘ Mona Silver und Charlotte da Silva - Autorin, Martine Lestrat Autorin (die uns gleich mal besuchen kam, da sie die Phantastik-Autorinnen gestern verpasst hatte) und entdeckte auf dem Rückweg ein bekanntes grünes Kleid auf dem Teppich neben unserem Stand, in dem eine barfüßige Person steckte. Ann-Kathrin Karschnick und Sheila veranstalteten ein Sit-In, das niemanden störte, weil es keine Besucher in unserem Teil der Halle gab. Leider änderte sich das den ganzen Tag über kaum. Vereinzelte Bücherwürmer, die sich in den hinteren Teil von Halle 1 verirrten, streiften unseren schönen Stand höchstens eines Blickes, bevor sie sich zu dem Glücksrad schräg gegenüber wandten. Warum hatten wir kein solches? Wo blieben die Leser? Hatte es ein Unglück gegeben? Hatte man die Türen verrammelt und keinen reingelassen? Martin Heckt - Autors FB-Post darüber, dass er gestern schon ‚ausverkauft‘ gewesen sei, half da auch nicht wirklich. Die Aussteller besuchten sich lediglich gegenseitig, Hilga Höfkens und Helena Heart (in einer Person) rollte zwischenzeitlich vorbei und wir unterhielten uns nett. Gegen 16 Uhr fing unsere Dekorateurin still und leise an, ihre verbaute Wohnzimmereinrichtung zu demontieren. Alle schielten auf die Uhr und warteten darauf, endlich abbauen zu dürfen, was eine Stunde später der Fall war. Alle meine Bücher wanderten in den mitgebrachten Koffer. Ich staunte, welches Fassungsvermögen das Teil aufwies. Gut, dass es Rollen besaß, sonst hätte ich den Rückweg zum Bahnhof schwerlich zu Fuß bewältigt! Schließlich war alles bis auf meinen Krempel in den Kofferräumen der PKWs verstaut, wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den beschwerlichen Weg in der Dunkelheit. Wieder leistete mir Google Maps gute Dienste.

Eine kurze Rückversicherung, dass mein Zug tatsächlich zum geplanten Zeitpunkt fuhr (wie war das mit dem gebrannten Kind?), eine Bahnhofspizza und viel vertrödelte Zeit später saß ich auf meinem gebuchten Fensterplatz. Nach gut vier Stunden ICE-Fahrt erreichte ich Hagen. Die einzige Schwierigkeit bestand nun noch darin, im Dunkeln den Ausgang des Parkplatzes zu finden. Man sollte nicht glauben, dass frau beinah an dieser Aufgabe verzweifelte und nach einigem Gekurbel fast den Glauben daran verlor, dass es diesen Ausgang überhaupt gab! Gut, dass keiner die Schamesröte in meinem Gesicht sehen konnte ...

Um kurz vor halb eins betrat ich heimatlichen Boden, heureka! Erschöpft und glücklich, mein eigenes Bett wiederzusehen, noch erfüllt von den Eindrücken dieser Reise beschloss ich, später zu beschließen, ob sie sich gelohnt hat.

PS: Vielen Dank an Chrissy Kromp für das tolle Foto! 😊

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